Unumkehrbar

Heute, gegen Mittag, habe ich einen Schwarm Gänse gehört.
Und, gesehen habe ich sie dann auch.
Sie flogen Schleifen über einem Tal.
So, als müssten sie sich auf ihrem Weg neu orientieren.
Dann zogen Sie weiter.
Ich habe ihnen noch eine Weile nachgeschaut.
Bis ich sie aus den Augen verlor.

Manchmal wünsche ich mir,
Ich könnte mit ihnen ziehen.
Losgelöst, abgehoben, mit einem viel besseren Überblick.
Andererseits, ich würde sie nur bremsen.
Und versuchen, meiner Bestimmung zu enteilen.
Bis ich sie aus den Augen verlöre.

Vor vielen Jahren habe ich dich zum ersten mal gehört.
Und gesehen habe ich dich dann auch.
Du flogst Schleifen in deinem Leben.
So, als müsstest du dich auf Deinem Weg neu orientieren.
Dann zogen wir gemeinsam weiter.
Wir haben uns nur dabei zugeschaut.
Bis wir begannen uns aus den Herzen zu verlieren.

Manchmal wünschte ich mir,
Ich könnte weiter mit dir ziehen.
Losgelöst, auch mal abgehoben, jeder mit besserem Überblick.
Andererseits, ich würde dich nur bremsen.
Und versuchen, dich deiner Bestimmung zu entziehen.
So haben wir uns aus den Herzen verloren.


Außen vor

Ein Fundament aus tiefer Zuneigung,
das Gefache aus dauerhaftem Vertrauen,
die Fugung aus wärmendem Interesse,
die Decken aus stabiler Verlässlichkeit
und ein Dach aus überbordender Liebe!

So ließe es sich trefflich leben,
wenn man nicht aus Zweifel außen vor
sitzen bliebe.


Maßlos

Der Mensch erstrebt zu mehren,
sein eigen irdisch Glück.
Vergisst gelegentlich zu ehren,
des Höheren Geschick.

Der Mensch ersinnt manch Ding,
stellt Demut hinten an.
Vergisst gelegentlich das er gering,
in Schöpfers Lebensbahn.

Der Mensch erhebt sein Handeln,
nimmt Irrwege in kauf.
Vergisst gelegentlich zu wandeln,
in Gottes Weltenlauf .

Der Mensch ersucht zu lenken,
Höheres in seine Bahn.
Vergisst gelegentlich zu denken,
verfällt in Größenwahn.


Haiku

Schiffen gleich fliegen
Wolken am Horizont quer.
Sehnsucht Fantasie.


Being John Coffey

Bin nicht so groß
und auch kaum so stark.
Weshalb wohl auch oft
unerkannt bleibt,
wie klein, wie schwach mein Sein
sich innerlich anfühlt.

Wollte manchmal
einfach nur helfen.
Und fand mich plötzlich sitzend,
mit den Fragmenten meines
vermeintlich guten Willens
im Kopf, wieder.

Hoffte stets darauf.
Wenn schon nicht auf
Verstehen, so doch wenigstens
auf Verständnis.
Auf jemanden, die hinsieht,
zuhört, probiert,
vielleicht?

Kein großes Publikum von Nöten.
Eher das kleine Auditorium,
aufmerksam, kritisch, da,
wenn die Pointe des Dramas,
die erhoffte Wendung zum Guten,
der falschen Kulisse
in der falschen Szene
zum Opfer fällt.

Und plötzlich, unverhofft,
Zuhören, Verstehen, Hinsehen, Probieren,
auf beiden Seiten der Handlung?
Kaum mehr Wasser auf die Mühlen
der Zweifler und Intriganten.
Sehende Augen, helfende Hände,
zwei, vier, manchmal sechs Paar und mehr.
Ich lasse sie, die Maske zerstörend, gewähren,
hoffentlich!

Nachts

Wenn berechtigt dämmriges Licht
auf wundersame Weise von deinem Antlitz
erhellt wird,
wenn spürbar abkühlende Luft
auf wundersame Weise von deinem Leib
erhitzt wird,
wenn natürlich gedämpfter Laut
auf wundersame Weise von deinem Wort
erklärt wird,
wenn zunehmend verschlafene Lust
auf wundersame Weise von deinem Duft
erweckt wird,

scheint der richtige Moment gekommen,
um die Nacht vorübergehend
zum Tage zu machen.